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(Heiliger) Geist

Während alles ursprüngliche Heidentum die Mächte der äußeren Natur als Götter verehrt, ist das „idealistische” Denken geneigt, den menschlichen Geist für eine Ausstrahlung und Erscheinungsform Gottes zu halten, und gerät dadurch in Gefahr, mit dem Geist als solchem Götzendienst zu treiben. Der christliche Glaube unterscheidet den Geist Gottes, den „Heiligen Geist” ebenso von dem Geist des Menschen, wie er ihn von den sichtbaren Kreaturen unterscheidet. Der Geist Gottes ist die bewegende Kraft, durch die Gott Leben schafft, durch die er den Menschen zum Menschen macht und ihn ein für allemal über den Bereich der Natur hinaushebt. Er ist die Gewalt, die den Propheten beruft und ihm das Wort des lebendigen Gottes auf die Lippen legt (Inspiration). Er ist der „Finger an Gott's rechter Hand” (man erinnere sich an Michelangelos Bild von der Erschaffung Adams!), durch den Gott seinen Ratschluß verwirklicht; darum heißt es, daß Jesus empfangen ist vom Heiligen Geist, und daß ihn der Vater gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und Kraft. Seit Christus gen Himmel gefahren ist, geht nun der „Heilige Geist” vom Vater und vom Sohn aus, als der von Christus selbst verheißene „Beistand”, der die Kinder Gottes „treibt” und in ihnen als die Kraft der Erleuchtung und Heiligung am Werke ist. Freilich muß auch die Christenheit, die durch den Heiligen Geist „gesammelt, berufen, erleuchtet und geheiligt” wird (Luther), immer wieder um sein Kommen bitten (Epiklese). Er ist, wie ihn das (Nicänische) Bekenntnis nennt, der „Herr, der lebendig macht”, ohne dessen Beistand alle Anstrengung umsonst und all unser Leben tot ist. Deutlicher als es jede begriffliche Erklärung vermag, läßt die Bildersprache der Bibel ahnen, was der Heilige Geist ist. wie alle alten Sprachen den Hauch des Mundes, der sich zum tönenden Worte formt, als Metapher für das Geheimnis des Geistes gebrauchen, so erscheint auch in der Bibel der Anhauch Gottes als Bild und Träger der göttlichen Geistwirkung (1. Mose 2, 7; Joh. 20, 22); der gewaltige Sturmwind, der nicht zu sehen, aber aus seinen Wirkungen zu erkennen ist, die Feuerflamme, die alles verwandelt, was sie ergreift, sind die „Zeichen”, unter denen der Geist an Pfingsten ausgegossen wurde. Unter den sichtbaren Zeichen, mit denen die christliche Kunst die Geheimnisse des Glaubens verhüllend ausspricht, sind in Sonderheit die von oben herabschwebende Taube (Mark. 1, 10), auch der Adler als das Zeichen des Evangelisten Johannes „Symbole” des Geistes, als der Fülle aller vom Himmel auf die Erde wirkenden Kräfte.

Das Gottesjahr 1941, S. 42-43
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

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© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-12-06
 

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