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Dem Ausdruck, daß ein Prophet, ein Apostel, ein Prediger „inspiriert” ist, liegt das Bild zugrunde, daß der Heilige Geist als der göttliche Lebenshauch in einen Menschen in besonderer Weise eindringen, ihm „eingehaucht” werden und ihn von innen her als seine Stimme und sein Werkzeug gebrauchen kann. Solche göttliche Inspiration wird in der Heiligen Schrift selbst von den „heiligen Männern Gottes” ausdrücklich behauptet (2. Petr. 1, 21), aber auch den Jüngern Jesu überhaupt für bestimmte Situationen verheißen (Matth, 10, 20). Daß dabei die volle geistige Aktivität und Verantwortung des Menschen keineswegs ausgeschaltet, vielmehr die schöpferische Einwohnung Gottes mit dem menschlichen Geist selbst zu einer geheimnisvollen Einheit sich verbunden hat, gehört zu den Erscheinungsformen des unauflösbaren Mysteriums. Die von der Orthodoxie entwickelte Lehre von der „Verbal-Inspiration” (wonach sich diese göttliche Eingebung auch auf alle Wörter, ja alle Buchstaben erstrecke) stammt aus dem Spät-Judentum und wird weder der tatsächlichen Gestalt der Heiligen Schrift noch einem tieferen Verständnis des Heiligen Geistes gerecht. Das Gottesjahr 1941, S. 61 © Johannes Stauda-Verlag Kassel |
© Joachim Januschek Letzte Änderung: 12-10-13 |