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Bekenntnis

Der Herr verlangt und erwartet von seinen Jüngern, daß sie ihn „vor den Menschen bekennen” (Matth. 10, 32 f.). Dabei ist nicht an ein formuliertes und lehrhaftes Bekenntnis, überhaupt nicht nur an ein mündliches Bekenntnis (im Gegensatz zur ausdrücklichen Verleugnung) gedacht, sondern daran, daß sich die Christen in allen ihren Lebensäußerungen als die zu Christus gehörigen und mit Ihm verbundenen Zeugen seines Lebens erweisen sollen; 1. Joh. 4 läßt keinen Zweifel darüber, daß die tätige Bruderliebe die eigentliche und entscheidende Form dieses Christusbekenntnisses ist. Demgemäß ist das Bekenntnis der Kirche die Summe aller ihrer Lebensformen, in denen Christus Gestalt gewinnt, ihr Bekenntnis im engeren Sinn der feierliche Ausdruck dessen, was ihr als Inhalt ihres Glaubens und als Kraftquelle ihres Lebens geschenkt ist.

Mit diesem Charakter des Bekenntnisses als Hymnus (1. Tim. 3, 16) und Lobopfer verbindet sich unter der Wirkung der Lehrstreitigkeiten die polemische Absicht, die Grenzlinie zwischen der wahren Christuskirche mit ihrem Dogma (Orthodoxie) und jeder drohenden Verfälschung (Häresie) verbindlich festzulegen. Dieser letzteren Aufgabe dienen in Sonderheit die „Bekenntnisschristen” der Reformationszeit. Solche formulierten „Bekenntnisse” werden dann zum unterscheidenden Kennzeichen der einzelnen voneinander getrennten Kirchen; darum auch von einer solchen Teilkirche als einem besonderen (römisch-katholischen, evangelisch-lutherischen usw.) Bekenntnis (zumeist lateinisch: „Konfession”) gesprochen werden kann.

Die Aufgabe, das Bekenntnis der Kirche maßgebend zu formulieren, ist im Grunde jeder Zeit neu gestellt, kann aber aus tiefen Gründen heute zu keinem endgültigen und allgemein anerkannten Abschluß gelangen.

Wie das ganze Leben des einzelnen Christen und der gesamten Christenheit, ist in Sonderheit der ganze Gottesdienst ein Bekenntnis. Was das ist, wozu sich die christliche Kirche bekennt, und was also durch ihren Dienst in der Welt „bekannt” werden soll, findet im Gottesdienst vielfältigen Ausdruck, besonders in dem Lobpreis des dreieinigen Gottes (Gloria) und im Glaubensbekenntnis. Die Kirche gebraucht in der Messe das sogenannte nicänische, bei der Taufe (vielfach auch im sonntäglichen Predigtgottesdienst) das sogenannte apostolische Glaubensbekenntnis. Die von der Ostkirche bewahrte Stellung dieses „Credo” im Zusammenhang des Offertorium drückt am deutlichsten den Sinn des Bekenntnisses als eines Lob- und Dankopfers aus und erinnert daran, daß das dogmatische und kultische Bekenntnis von dem Bekenntnis in der Hingabe des Herzens und Lebens nicht getrennt werden darf.

Das Gottesjahr 1941, S. 18-19
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

Stichwort Glaubensbekenntnis (Artikel aus Gottesjahr und Quatember online lesen)

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-12-03
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