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Die Häresie verfälscht die eine und vollkommene Wahrheit des christlichen Glaubens, indem sie eine Teilwahrheit für das Ganze hält und dadurch die Kirche selbst in Parteiung und Sekte aufspaltet. Dies ist der Wortsinn und zugleich die sachliche Beschreibung der damit bezeichneten Gefahr. Jede „Häresie” zerreißt im Grunde den Glauben an die Dreieinigkeit Gottes; jeder Versuch, bloß aus den Kräften der Schöpfung heraus zu leben, ohne Erlösung und Heiligung, jeder Versuch, Jesus Christus nur als geschichtliche Erscheinung zu sehen, ohne die Wirklichkeitsmacht des Heiligen Geistes und der Kirche, jeder Versuch, den Geist zu haben ohne Bindung an die Geschichte und ohne Verantwortung im irdischen Beruf, sind Beispiele einer solchen „häretischen” Teilwahrheit. Daß die Kirche zu allen Zeiten vor Häresie warnt und sie bekämpft, hat seine tiefste Wurzel in der Sorge, daß der, der willkürlich Teile aus dem Gefüge der geglaubten Wahrheit herausbricht, auch nicht mehr die rettende Kraft der ganzen und unteilbaren Wahrheit erfahren kann. (Dogma, Orthodoxie). Das deutsche Wort „Ketzer”, das von dem Namen der (häretischen) Katharer abgeleitet ist, meint sachlich das Gleiche. Das Gottesjahr 1941, S. 51-52 © Johannes Stauda-Verlag Kassel |
© Joachim Januschek Letzte Änderung: 13-02-01 |