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Evangelium

Das Evangelium ist die „frohe Botschaft” von der Majestät Gottes (Offenb. Joh. 14, 6 f.) und von dem Herannahen seines Reiches, in dem die Macht der Dämonen gebrochen und alle Krankheit des Menschen geheilt wird (Matth. 10, 7 f.). In der Verkündigung des Evangeliums wird die Königsherrschaft Gottes und der Sieg Christi proklamiert; seine Prediger sind in die Welt gesandt als die Zeugen der Auferstehung und darum als die Boten des Trostes und der Hoffnung. Das Kommen Jesu Christi, seine Reden und seine Taten, sein Opfer und sein Sieg sind der eigentliche Inhalt des Evangeliums; darum können auch die Schriften, in denen die ursprüngliche Runde von Jesus als „gewisser Grund” aller christlichen Lehre (Luk. 1, 4) festgehalten ist, in abgeleitetem Sinn „Evangelien” genannt werden. Das Neue Testament enthält das Evangelium in vierfacher Fassung, „nach” den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas, Johannes, die im Anschluß an Hes. 1, 10 auch in den Bildern des Engels, des Löwen, des Stieres und des Adlers dargestellt werden. Die nicht zum „Kanon” gehörigen Evangelien tragen nur sehr wenige glaubwürdige Züge bei. Über diesen literarischen Gestalten des Evangeliums darf nicht vergessen werden, daß das Evangelium eigentlich eine persönlich weitergegebene Botschaft, eine viva vox, ein „mündlich Geschrei” (Luther) ist.

In der vollen Ordnung des sonntäglichen Gottesdienstes wird nach der Epistel das „Evangelium”, d. h. der für diesen Tag bestimmte Abschnitt aus einem der vier Evangelien gelesen. Es wird an der Nordseite des Altars gelesen und seine Lesung geschieht um der Würde der Herrenworte willen in besonders feierlicher Form.

Wenn die Kirche sich um der ihr aufgetragenen predigt des Evangeliums willen „evangelisch” zu nennen wagt, so bekennt sie damit, daß nichts anderes in ihr gelten soll als das Wunder der machtvollen und gnädigen Gegenwart Gottes. Sie ist „evangelisch” in dem Maß, als sie, statt dem Denken und Gewissen unerträgliche Lasten aufzuladen, in Gottes Namen und um Christi willen die Wunden verbindet, die Müden erquickt, die Irrenden in Strenge und Güte zurechtbringt, Sünden vergibt und die Angst und Traurigkeit des Herzens in Mut und Freude verwandelt.

Das Gottesjahr 1941, S. 36-37
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-12-06
 

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