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Dämon

Das Wort Dämon ist so dunkel, zweideutig und gefährlich wie jene Wirklichkeit, auf die es hindeutet. Es bezeichnet ursprünglich ganz allgemein und umfassend eine Macht, die von außen her in unser Menschenleben hereinwirkt, ungreifbar und unberechenbar, darum sehr unheimlich und bedrohlich, mehr zu fürchten als zu verehren. Der „Dämon” ist, zumal in der Sprache des Dichters, auch die geheimnisvolle Macht, die von einem Menschen Besitz ergreift und ihn mit großem Schwung zu Kraftleistungen befeuert, die jenseits seines natürlichen Vermögens liegen; aber zumeist verbirgt sich doch in dem Dämon eine geistige Macht, die Gott und den Menschen feindselig ist. Der Dämon braucht Menschen als sein Werkzeug und Opfer, er berauscht den Menschen mit selbstherrlichen Kraftgefühlen, um ihn und seine Umgebung um so gründlicher zu zerstören. Der Dämon zerspaltet das Ich und das personhafte Sein (vielleicht ist dies sogar die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Daimon - „der Zerteiler”), und zwingt den von ihm befallenen Menschen eben das zu tun, was er nicht will. Diese sehr unheimliche Wirklichkeit und Wirksamkeit der „Dämonen” wird in den biblischen Berichten von den „Besessenen” sichtbar, zugleich aber dies, daß Christus den Willen und die Macht hat, die Menschen aus dieser Fron zu befreien. Nicht nur dies, sondern er sendet seine Jünger ausdrücklich mit dem Auftrag in die Welt, die Dämonen auszutreiben; die Entlarvung und Überwindung dieser zerstörerischen Mächte und also die Rettung und Heilung des Menschen als Person gehört zu den entscheidenden Aufgaben der christlichen Kirche in der Welt, zu den höchsten Anliegen christlicher Seelsorge. Freilich, nur wer fastend die innere Freiheit von der Verführung der Dinge und betend die Verbindung mit Gott gewonnen hat, empfängt Macht über die Dämonen (Mark. 9, 29).

Das Gottesjahr 1941, S. 27-28
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-12-06
 

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