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Sakrament

Der Begriff des Sakramentes gehört nicht der biblischen, darum auch nicht der ursprünglichen Sprache des christlichen Glaubens, sondern der theologischen Lehre an; er ist dem biblischen Begriff des Mysteriums nahe verwandt und tritt im Laufe der Jahrhunderte immer mehr an dessen Stelle. Immer handelt es sich um die reale Verbindung der göttlichen und der irdischen Welt, um die Gegenwart Christi im menschlichen Bereich, um die wirksame „Austeilung” der Gnade. Während ursprünglich Christus selbst und seine Kirche in der Fülle aller ihrer Lebensformen als Sakrament verstanden wurde, ist es etwa seit dem Beginn des 2. Jahrtausends üblich geworden, eine begrenzte Zahl heiliger Handlungen als Sakramente zu zählen, weil sie sich in besonderer Weise auf eine ausdrückliche Weisung („Einsetzung”) zurückführen lassen und weil sie mit besonderen äußeren, irdischen Zeichen verbunden sind, in denen sich die göttliche Gnadengabe verhüllt. Die katholische Kirche zählt sieben solcher Sakramente (Taufe, Eucharistie, Buße, Priesterweihe, Ehe, Konfirmation, letzte Ölung); die Reformation rechnete nur die drei erstgenannten als Sakramente im engeren Sinn, wollte aber später auch die Buße nicht mehr als Sakrament zählen. In dem Maße, als sich im allgemeinen Verständnis des Christentums die Alleinwertung der reinen Lehre und des frommen Gefühls durchsetzte, mußte notwendig die Hochschätzung des Sakramentes und die sakramentale Mächtigkeit alles kirchlichen Handelns verblassen und die überlieferten Sakramente zu einem entbehrlichen Anhängsel der Predigt herabsinken. Dem gegenüber kann nur aus einem neuen realistischen Verständnis des gottesdienstlichen Handelns überhaupt auch eine neue Blüte des sakramentalen Lebens erwachsen.

Das Gottesjahr 1941, S. 101
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-02-19
 

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