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Wenn wir als Christen von der Passion reden, so meinen wir nicht irgend eine Form menschlichen Leidens oder gar menschlicher Leidenschaft (beides kann das Wort P. bedeuten), sondern das Leiden Christi, in dem wir die höchste Offenbarung der Liebe Gottes und die Begründung unseres Heiles sehen; zugleich enthält die Passion Christi den Aufruf, Ihm nachzufolgen auf diesem Weg der Liebe und des Opfers, und wird so zum Urbild unseres eigenen Passionsweges. Die Kirche betrachtet die Passion in diesem doppelten Sinn in der Passionszeit (Fastenzeit) und in den besonderen Formen der Passionsandacht. Fromme Sitte vergegenwärtigt sich, zum Teil auch heute noch, das heilige Geschehen in dem szenischen Passionsspiel; auf protestantischem Boden hat die Versenkung in die Passion Christi vor allem die Kirchenmusik befruchtet, von der in strenger liturgischer Form gesungenen Passions-Historie bis zu den reichen „Passionen” der großen Meister. In all diesen Formen spricht sich die dem Christentum wesentlich innewohnende Erkenntnis aus, daß der Weg der Passion zugleich der Weg zur letzten Erfüllung des menschlichen Seins, der Weg zur rettenden Wandlung und Verklärung ist. Das Gottesjahr 1941, S. 92 © Johannes Stauda-Verlag Kassel Stichwort Kirchenjahr (Artikel aus Gottesjahr und Quatember online lesen) |
© Joachim Januschek Letzte Änderung: 13-02-05 |