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Liebe ist für den christlichen Glauben das Wesen Gottes. „Gott ist Liebe.” (1. Joh. 4, 16) Die Liebe Gottes unterscheidet sich von der menschlichen Liebe durch ihre unbedingte Freiheit und Unerschöpflichkeit. Das Neue Testament bezeichnet sie mit dem griechischen Wort Agape. Unsere Liebe ist abhängig von der Liebenswürdigkeit des Geliebten, sie ist „erotisch” (Platon). wir lieben einen anderen, weil er uns sympathisch ist, weil er uns Freude macht, weil seine Schönheit, sein Wesen, seine Tüchtigkeit uns anzieht. Gott liebt in souveräner Freiheit, weil es das Gesetz seines Wesens ist zu lieben. „Er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.” (Matth. 5, 45) Unsere Liebe ist erschöpflich, eben vermöge ihrer Abhängigkeit vom Endlichen, etwa der leiblichen Schönheit des Geliebten. Der Eros ist eben kein Gott, sondern - nach Platon - ein „Dämon”. Gottes Liebe durchdauert alle Wandlungen und Widerstände des Geliebten; sie strömt aus unerschöpflichem Grunde, sie ist todüberlegen und todüberwindend; Er liebt auch seine Feinde. Diese Liebe macht den Grund unseres Lebens aus. Erst von da her ist das Liebesgebot Jesu verständlich; wir sollen lieben wie Gott, frei und unerschöpflich. Daher Feindesliebe! „Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.” (Matth. 5, 48) Daher kein Christentum ohne tätige und opferbereite Liebe vollgültig ist; diese dem hilfsbedürftigen Nächsten um Christi willen erwiesene Liebe ist der Maßstab im jüngsten Gericht. Das Gottesjahr 1941, S. 76 © Johannes Stauda-Verlag Kassel |
© Joachim Januschek Letzte Änderung: 13-02-04 |