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Kirchengebet

Die christliche Gemeinde ist betende Gemeinde. Das Urbild aller Kirchengebete ist das Vaterunser. Die großen Anliegen der ersten drei Bitten des Herrngebets stehen in ihm voran, in der Fürbitte wird die vierte Bitte des Vaterunsers entfaltet, die drei letzten Bitten vor allem im Kyrie eleison und der an diesen Bittruf anschließenden Litanei. Einen besonderen Anteil am Gebet der Kirche hat die Danksagung und der Lobpreis der großen Taten Gottes. Das Kirchengebet hat sich schon in früher Zeit in bestimmten Grundformen entwickelt, von denen der Psalm, der Hymnus und die Kollekte hervorzuheben sind; letztere ist in ihrer knappen und sehr geprägten Gestalt eine Schöpfung der abendländischen Kirche, während die Kirche des Ostens den hymnischen Stil bevorzugt.

Das Gebet der Kirche ordnet sich nach dem Kirchenjahr. In der Messe umgibt die sich immer wiederholenden Gebete der Kranz der „de tempore” wechselnden Gebete, im kirchlichen Stundengebet wird vor allem der Psalter neben Hymnen und Kollekten de tempore gebetet. Das Gebet der Kirche ist geformt von geistiger Klarheit. Trotz der mächtigen Spannungen, die das Flehen des Karfreitags und den überschwänglichen Jubel der Osternacht umschließen, bleibt es in keuscher Gehaltenheit, seine Sprache ist ausgewogen, es schützt die Gemeinschaft vor aller Unwahrhaftigkeit des Empfindens. Schlicht, lauter, einfach werden die großen Grundgefühle der betenden Kirche ausgesprochen. So schließt es die Gemeinschaft der Beter durch die Jahrhunderte hindurch zusammen, eine Schule des Gebets auch für den einzelnen Beter. „Das Beten ohne vorgeschriebene Worte ist gut, aber das Beten nach einer Vorschrift behält dabei seinen Wert. Das Beten mit eigenen Worten kann man zu einem Gepränge machen, und das Beten mit vorgefaßten Worten kann man zu großem Lobe Gottes und in wahrer Kraft üben.” (J.A. Bengel)

Das Gottesjahr 1941, S. 67-68
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-10-13
 

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