|
Im Aufbau unsrer Gottesdienste (Liturgie) folgen in fester Ordnung aufeinander Lieder, Gebete, Lesungen usw. Welche Stücke wir aber wählen, darüber entscheiden wir nicht willkürlich oder indem wir nur auf die Zusammengehörigkeit mit der Predigt des Tages achten, sondern de tempore, d. h. nach der Zeit im Kirchenjahr. In den festlosen Zeiten des Jahres werden diese Bindungen leicht übersehen, aber gerade da müssen sie das gottesdienstliche Leben vor Willkür bewahren. Das eindrücklichste Detempore liegt in den Weisen des Kirchenliedes. Für eine bestimmte Zeit im Kirchenjahr kennzeichnende Weisen sollten nicht in andre Zeiten übertragen werden. Zu jedem Fest sollten solche Kennweisen der betreffenden Zeit erklingen. Die Freude, die es heute der Gemeinde bereitet, daß sie etwa in der Weihnachtszeit verschiedene Lieder singen kann, die nur in dieser Zeit üblich sind, kann sie jede Woche oder mindestens in jeder Festzeit des Jahres haben. Diese Freude wird verstärkt, wenn auch die Lesungen und Gebete de tempore festliegen und ein regelmäßiger Wechsel auch in den übrigen Stücken der Liturgie hinzukommt. Dann ergibt sich Woche für Woche von selbst, was der Kirchenchor singen, was die Posaunen blasen sollen; und auch der Einzelne kann im Zusammenhang mit den sonntäglichen Lesungen in der Kirche seine tägliche Bibellesung zu Hause de tempore einrichten. Das Gottesjahr 1941, S. 29 © Johannes Stauda-Verlag Kassel |
© Joachim Januschek Letzte Änderung: 12-12-06 |