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(Geistliches) Amt

Die Kirche besteht durch das schöpferische Handeln Gottes, ihr Leben ist die Auswirkung und Vergegenwärtigung der Einkehr Gottes bei den Menschen durch Jesus Christus (Inkarnation). Das wird anschaulich in dem Amt, das der Kirche von Anfang an eingestiftet ist. Sein Sinn und seine Aufgabe ist es, den Zusammenhang mit diesem Ursprung der Kirche zu allen Zeiten und an allen Orten lebendig zu erhalten. Durch den Dienst des Amtes werden Gemeinden gegründet, geleitet und im Zusammenhang der ganzen Kirche erhalten. Das Amt umfaßt alle jene Funktionen, durch die das in Christus der Kirche gegebene Leben zu den Einzelnen und ihren Gemeinschaften kommt. Es ist darum Lehre und Predigt, Verwaltung der Sakramente, Seelsorge, Leitung der Gemeinde und Regierung der Kirche. Die Träger des Amts (Pfarrer) sind „Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse” (1. Kor. 4, 1). Der Träger des Amts handelt und redet im Auftrag Christi. Seine Vollmacht setzt Christus in Vergleich mit der Vollmacht, die Er selbst von Gott empfangen hat: „Gleich wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch” (Joh. 20, 21). Das Amt wird darum in seinem Wesen verfälscht, wenn es nicht von diesem Ursprung her, sondern als Auftrag der Gemeinde verstanden wird. Der Versuch, das Amt der Kirche als einen Ausfluß der jedem getauften Christen zustehenden geistlichen Vollmacht zu verstehen, gibt die Kirche der Auflösung preis. Die Augsburgische Konfession und deren Apologie weiß um den gefährlichen Notstand, der dadurch eintrat, daß sich Bischöfe der Predigt des reinen Worts versagten und dadurch den Zusammenhang des geistlichen Amts zerreißen ließen. Diese innere Geschlossenheit des Amts, das auf den Auftrag der Apostel und damit Christi zurückgeht und auf diesen Zusammenhang die Autorität des Amtsträgers, seine Vollmacht gründet, ist das echte Anliegen der „apostolischen Sukzession”, das durch sein äußerliches und gesetzliches Mißverständnis seine Berechtigung nicht verliert. Das eine Amt entfaltet sich schon in der Urgemeinde in der Fülle der Ämter, seine Isolierung im Predigtamt gefährdet den Zusammenhang des Amts mit der Gemeinde, an die es durch seinen Auftrag gewiesen ist, und die Fülle des Lebens, das der Heilige Geist in der Kirche erwecken will.

„In dem Amt des Evangeliums bedeuten Gebete nicht weniger als predigten. Denn es muß Gottes Sache zu den Menschen gebracht werden, und der Menschen Sache zu Gott.” (J. A. Bengel)

Das Gottesjahr 1941, S. 12-13
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

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© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-11-30
 

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