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Inkarnation

„Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.” (Joh. 1, 14) Hier ist das Geheimnis der Inkarnation, der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ebenso schlicht wie aufregend beschrieben. „Gott ist im Fleische”. Alle christologischen Aussagen ringen darum, dieses paradoxe Mysterium auszusprechen, daß der jenseitige und überweltliche Gott an einem bestimmten Ort dieser Welt, in der Gestalt eines Menschen gegenwärtig ist und gefunden werden kann; daß Jesus Gott nicht nur in einzigartiger Klarheit erkannt, sondern daß er in unerreichbarer Kraft Gott gelebt und leibhaft dargestellt hat. Nicht nur sein Wort, auch sein Fleisch und Blut reden von Gott, wer Gott erkennen will, muß Christus anschauen. Gott offenbart sich auch in der Natur; aber die Sprache der Natur ist dunkel und zwiespältig. Auch das allgemein menschliche Gotterleben ist zu blaß und zu vieldeutig. „Gott ist geoffenbart im Fleisch”. Hier wird „das gottselige Geheimnis” „kündlich groß” (1. Tim. 3, 16). Das einmalige Wunder der Inkarnation liegt darin, daß die Wirklichkeit Gottes und die des Menschen in Jesus gleich rein und mächtig zur Darstellung kommen: „wahrer Mensch und Gott”. „In unser armes Fleisch und Blut verkleidet sich das ewig Gut.” (Luther) Er nahm an allen Nöten des Menschseins teil bis in die letzten Dunkelheiten des Todes und der Gottverlassenheit hinein. Immer aber leuchtet das Licht Gottes in ungebrochener Klarheit aus ihm heraus. Er ist „das Ebenbild Gottes, der Erstgeborene vor allen Kreaturen” (Kol. 1, 15).

Das Gottesjahr 1941, S. 60
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

[Siehe auch: Wilhelm Stählin Inkarnation]

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-10-13
 

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