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Weil die Selbstbehauptung des von Gott losgelösten Ich, ohne Demut und ohne Liebe, die Ur- und Grundgestalt der Sünde ist, darum kann niemand gerettet und zu seinem Heil gewandelt werden, der nicht bereit ist, dieses selbstherrliche Ich zu opfern und nicht mehr sich selbst, sondern Gott zum Mittelpunkt und Maßstab seines Lebens zu machen. Diese Bereitschaft nennt die Bibel „sich selbst verleugnen”, und sie stellt das unverbrüchliche Gesetz in die Mitte ihrer Verkündigung, daß nur, wer „sich selbst verleugnet” (bis zum Haß gegen das selbstherrliche und darin sich selbst betrügende Ich) im tieferen Sinn zur Erfüllung seines Lebens gelangt. Selbstverleugnung wird indes zu einem Zerrbild christlichen Verhaltens und zu einer ernsten Gefahr, wenn sie nicht aus der Liebe zu Gott und aus der Hingabe an Christus entspringt, wenn sie in der negativen Haltung zum eigenen Leben stecken bleibt, wenn sie zur Flucht aus dem Aufgabenbereich des eigenen Lebens entartet; denn in dem Leben mit Christus darf zugleich auch das personhafte Leben des Einzelnen zu seiner wahren Entfaltung und zu seiner ewigen Vollendung reifen. Das Gottesjahr 1941, S. 106 © Johannes Stauda-Verlag Kassel |
© Joachim Januschek Letzte Änderung: 13-02-19 |