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In der Fähigkeit, den Anruf des göttlichen Wortes zu vernehmen, ihm stille zu halten und zu ant-worten, sich in Andacht und Anrede Gott zuzuwenden, das heißt aber zu beten, kommt die ursprüngliche Bestimmung des Menschen zum Ausdruck, die ihn von allen anderen Kreaturen unterscheidet. Darum ist das Gebet als „das Gespräch des Herzens mit Gott” nicht nur die Blüte jeder Frömmigkeit, sondern zugleich die tiefste Erfüllung menschlichen Seins überhaupt, so wunderbar und so notwendig wie das Atmen unseres Leibes. Dabei umspannt das Gebet sehr verschiedene Möglichkeiten, von dem ungeformten oder wortlosen Gebet, das spontan aus dem Herzen aufsteigt, bis hin zu dem streng geformten oder feierlich überschwenglichen Kirchengebet; von der flehentlichen Bitte des bedrängten Herzens bis hin zu dem Lob Gottes, das allen persönlichen Dank hinter sich gelassen hat, und zu der reinen Anbetung der göttlichen Majestät und Gnade. Immer, auch in dem „unaussprechlichen Seufzer”, ist dem Betenden Gott selber gegenwärtig, und so darf er, zwar nicht die Erfüllung jedes Wunsches, wohl aber die von solcher Verbindung mit Gott immer ausgehende Kraft für sich und andere Fürbitte) gewiß erwarten. Darum nimmt nach einem kühnen Wort Blumhardts der betende Mensch teil an der Regierung der Welt. Das Gottesjahr 1941, S. 41 © Johannes Stauda-Verlag Kassel Stichwort Gebet (Artikel aus Gottesjahr und Quatember online lesen) |
© Joachim Januschek Letzte Änderung: 12-12-06 |