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1941
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Stellvertretung

In der Einheit Gottes und seiner ursprünglichen Schöpfung liegt das heilige Gesetz begründet, daß in jedem kleinsten Teilchen der Schöpfung der Schöpfer selbst gegenwärtig ist. Darum gibt es einen geheimnisvollen Zusammenhang aller Geschöpfe untereinander: in ihnen allen spiegelt sich das Antlitz des Schöpfers, sie alle sind durch ihn aufeinander angewiesen, füreinander einzutreten. Erst die Loslösung vom Schöpfer durch den Sündenfall hat diesen Zusammenhang zerstört: indem der Mensch sich der Verantwortung vor dem Schöpfer entzog, entzog er sich auch dem „Bruder”. Niemals freilich ist dieser Zusammenhang ganz zerstört worden. Als Zwangsgesetz der Natur liegt er heute über der ganzen Schöpfung, wie die Mutter für das Kind leidet und sich mit ihm freut, so stehen die Kinder unter dem Segen und dem Fluch der Väter. In der Darbietung der Opfer hat das Wissen um dies Zwangsgesetz seinen erschütterndsten Ausdruck gefunden. Immer freilich ist das Opfer eine Flucht vor dem vollen Einsatz; das stellvertretende Opfer wird zum geringeren Ersatz für das eigene Leben. Erst in Christus ist es in seinem vollen Umfange als Gesetz der Freiheit wiederhergestellt worden. Indem er, der Reine und Schuldlose, sich opferte für die Sünder, hat er es einmal ganz erfüllt und damit alle Ersatzopfer überflüssig gemacht. Seither gibt es wieder das Gesetz der Stellvertretung im vollen göttlichen Sinne, in das alle mit hineingezogen werden, die sich das stellvertretende Opfer Christi glaubend aneignen.

Das Gottesjahr 1941, S. 107-108
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-02-19
 

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