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Glaube

Der „Glaube”, von allem Anfang an eines der Urworte der christlichen Sprache, ist in der Reformation zur zentralen Bezeichnung des christlichen Heilsweges geworden. Diese eigentümliche Würde kommt dem „Glauben” aber nur dann zu, wenn dies Wort ganz „geladen” und hintergründig verstanden wird. Schon das Neue Testament (Jakobusbrief) weiß, daß man darunter auch sehr vordergründig bloße religiöse Meinungen verstehen kann, und muß vor dem Wahn warnen, als ob es dem Menschen im letzten Grunde helfen könnte, wenn er dies oder jenes für wahr hält. Dem gegenüber ist der Glaube, von dem die Christenheit so Großes erwartet, nicht mehr und nicht weniger als die vertrauensvolle Hingabe an Gott („Dir uns lassen ganz und gar”, Luther) und die Bereitschaft, Gottes Gnade sich gefallen und seine Kraft an sich wirken zu lassen. Dieser Glaube ist von Seiten des Menschen ein Akt wirklichen Opfers, ja das einzig vollgültige Opfer, das Herzstück und Ziel aller geistlichen Übung und er begründet zugleich eine reale Verbindung mit Gott; daher das Wesen des Glaubens im Zeichen des offenen Kelches oder im Bild von Essen und Trinken dargestellt werden kann. „Es sättigt nichts den Hunger der Seele als Gott selbst, der sie erschaffen hat.” (Thomas von Kempen) Dieser Glaube, freilich nur dieser Glaube, ist (um mit Luther zu sprechen) „ein lebendig, geschäftig, tätig, mächtig Ding”, „daß es unmöglich ist, daß er nicht ohne Unterlaß sollte Gutes wirken.”

Sprachlich hängt das deutsche Wort „glauben” (ursprünglich gelauben) zusammen mit loben und lieben und erinnert also auch durch diese Wortbedeutung daran, daß es nicht eine theoretische Meinung, sondern eine liebende Hingabe des Herzens bezeichnet.

Das Gottesjahr 1941, S. 46
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

[vgl. Heinrich Kahl - „glauben” - was ist das? ]

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-12-06
 

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