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Weihnachten

Der vorchristliche Glaube, daß in den zwölf heiligen (geweihten) Nächten (Weihe) die göttlichen Mächte, unheimlich und hilfreich zugleich, dem Menschen näher seien als sonst, trägt in sich die Ahnung, daß das bedrohliche Dunkel die Verheißung besonderen Segens in sich verbirgt, und daß das heilbringende Licht auch im menschlichen Bereich aus der Todesnacht geboren werden muß. Indem die christliche Kirche seit dem 4. Jahrhundert das Fest der (historisch nicht datierbaren) Geburt Christi auf die Zeit der Wintersonnenwende legte, bekannte sie in unbedingter Überlegenheit über allen dem Heidentum möglichen Licht-Kultus, daß in Christus das wahre Licht aus der Nachtzeit dieser Welt geboren ist. Die christliche Kirche feiert an Weihnachten das Geheimnis der Inkarnation als die vollgültige Antwort auf alle Sehnsucht nach dem Sieg des Lichtes. Doch hat nur auf deutschem Volksboden dieses Fest jene Tiefe und Fülle gewonnen, die sich mit dem Wort Weihnachten verbindet, und die in der christlichen Kunst und im Weihnachtslied einen Ausdruck gefunden hat, der alles rationale Begreifen hinter sich läßt.

Das Gottesjahr 1941, S. 119
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-02-19
 

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