Als der 2. Reichstag zu Speyer (1529) den Versuch machte, die Reformation gänzlich zu unterdrücken, protestierten die der Reformation zugeneigten Reichsstände gegen diesen Beschluß und wurden von da her Protestanten genannt. Das lateinische Wort protestari heißt eigentlich „als Zeuge für die Wahrheit auftreten”; es hat aber im allgemeinen Gebrauch gänzlich den negativen Klang gewonnen, der nur den Widerspruch gegen die andere Meinung oder gegen irgend eine Art geistlicher Herrschaft heraushören läßt. Ein Protestantismus, dem mehr an dem Protest gegen Rom als an dem Zeugnis des Evangeliums gelegen ist, ist allen jenen Gefahren ausgesetzt, die immer aus einer wesentlich polemischen Haltung erwachsen, und er verliert notwendigerweise die Widerstandskraft gegen die zersetzenden Einflüsse, die ihn nach ganz anderer Seite immer mehr der Verweltlichung ausliefern.
Das Gottesjahr 1941, S. 97-98
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