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Eine besondere liturgische Gewandung entspricht dem Bedürfnis, zum Dienste Gottes nicht im Alltagsgewand, sondern an Seele und Leib geschmückt zu erscheinen; daher die besondere Tracht für den Kirchgang, zumal die Abendmahlsfeier, in bäuerlichen Gemeinden. Die besondere Gewandung des Liturgen macht sichtbar, daß er nicht als Privatperson, sondern als der Diener Christi handelt. Ihre Kennzeichen sind Verhüllung und Bindung. - Die liturgische Kleidung der Kirche ist aus der antiken Gewandung des 4. Jahrhunderts hervorgegangen. Ihre wichtigsten (auch in den lutherischen Kirchen des Nordens bewahrten) Stücke sind die „Alba”, das weiße Untergewand (das Taufkleid des Christen!) mit dem „Zingulum”, dem Gürtel („Lasset eure Lenden umgürtet sein!”); die „Kasel”, ein Mantel (der Name casula = Hüttlein weist auf ein verhüllendes Gewand, später auf die Liebe Christi gedeutet, die auch der Sünden Menge bedeckt); schließlich die „Stola”, die priesterliche Binde, die auf das Joch Christi gedeutet wird, das der Diener des Herrn auf sich nehmen soll. Der Talar des evangelischen Pfarrers ist nach seinem Ursprung eigentlich das Standeskleid des Theologen, das weiße Bäffchen eine rokokohafte Restform der auch jetzt noch mancherorts üblichen Halskrause. Die Verdrängung der liturgischen Kleidung durch dies bürgerliche Standeskleid ist dem deutschen Protestantismus eigentümlich und hat sich erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts ganz durchsetzen können. In Württemberg und Sachsen tragt der Pfarrer bei Sakramentsfeiern einen letzten Rest liturgischer Kleidung, ein kurzes weißes Gewand, das über dem Talar getragen wird und als eine Sonderform der Alba anzusehen ist. Das Gottesjahr 1941, S. 79 © Johannes Stauda-Verlag Kassel |
© Joachim Januschek Letzte Änderung: 13-02-04 |