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Ärgernis

Es gibt ein echtes und ein falsches Ärgernis; dieses steht bei uns Menschen, jenes bei Gott. Wenn in unserem Leben zwischen Glauben und Handeln ein klaffender Widerspruch sichtbar wird, so daß wir damit für andere ein Anstoß und ein Anlaß zum Zweifel an der Wahrheit des Glaubens werden, so geben wir ein falsches Ärgernis. Durch diese Verantwortung wiegt jede Form von Lieblosigkeit oder andrer Sünde doppelt schwer. Doch kann in Gottes Weltplan auch dieses schuldhafte Verhalten des Christen noch einen verborgenen Sinn haben: „Es muß ja Ärgernis kommen, aber wehe dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt!” Wenn aber Gottes Handeln der menschlichen Bequemlichkeit, Oberflächlichkeit oder seinem „gesunden Verstand” zuwiderläuft und der Mensch, anstatt im Gewissen sich zu beugen, sich dagegen auflehnt, dann wird ihm Gottes Tat zum echten Ärgernis. Das Urbild dieses Ärgernisses ist das Kreuz Christi: es fordert den empörten Widerspruch des schönheitsdurstigen Griechen, des rechtsgewohnten Römers wie jedes natürlichen Empfindens heraus und kann doch keinem Menschen und keinem Volk erspart werden.

Das Gottesjahr 1941, S. 10-11
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-11-30
 

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