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Vorwort
von Wilhelm Stählin

LeerDieses „Buch vom Sonntag” bedarf eines Vorwortes, das weniger den Inhalt als die Vorgeschichte betrifft.

LeerDie Reihe der Jahrbücher, die ich seit dem Jahre 1924 unter dem Titel „Das Gottesjahr” herausgegeben, und von denen jeder Band bei aller Verschiedenheit der Mitarbeiter ein einheitliches Thema zum Gegenstand hatte, fand mit dem Jahrgang 1938 ein vorläufiges Ende. In diesem Band waren von der strengen Zensur, der alles unterworfen war, was nach Kalender aussah, einige Bemerkungen wie die, daß es Dinge gibt, die uns nicht durch Fleisch und Blut offenbar werden, oder die andere, daß für den heutigen Menschen die Tankstellen an die Stelle der alten Wegkapellen getreten seien, tiefsinnigerweise als Angriff auf die nationalsozialistische Weltanschauung „durchschaut” und übel vermerkt worden. So mußte sich das „Gottesjahr” in minder gefährliche Sammelbände ohne die Merkmale eines Jahrbuchs verwandeln. Drei solcher Sammelbände konnten in den Jahren 1939, 1940, 1941 erscheinen: „Vom geistlichen Kampf”, „Hilfe im Alltag” und das „Kleine Wörterbuch der Christenheit”, von denen die „Hilfe im Alltag” inzwischen schon eine 3. Auflage erlebt hat. Ein 4. Band lag im Herbst 1941 druckfertig vor und sollte als das Gegenstück zur „Hilfe im Alltag” ein „Buch vom Sonntag” sein. Die bekannten Kriegsmaßnahmen verhinderten den Druck. In mehreren Abschriften sind die Aufsätze dieses Sammelbandes damals einem größeren Kreis von Freunden bekannt geworden. Eben diese Freunde drängten darauf, daß das Buch, nachdem es 4 Kriegs- und 5 Nachkriegsjahre im Verborgenen geblieben war, doch noch hinausgehen sollte, und wir schulden dem Verlag Dank, daß er zu diesem Wunsch sein unentbehrliches Ja gesagt hat.

LeerEs ist uns, den Verfassern und dem Herausgeber, selbst erstaunlich, wie wenig sich die Lage, in die hinein diese Aufsätze geschrieben sind, im Grunde geändert, wie wenig die Not sich gewendet hat, nur daß fast überall der Schaden noch größer oder noch sichtbarer, seine Heilung noch schwerer geworden ist. Trotzdem ist das Buch als Ganzes natürlich nicht das gleiche, das im Jahre 1942 hinaus, gehen sollte. Es ist alles sorgfältig durchgesehen und überarbeitet, etwa ein Drittel der Beiträge ganz neu geschrieben. Drei der damaligen Mitarbeiter sind nicht mehr am Leben, und es wird die Leser ebenso wie den Herausgeber in einer besonderen Weise bewegen, heute ihre Stimme zu vernehmen; es war uns eine selbstverständliche Pflicht, an diesen Beiträgen so wenig als möglich zu ändern. Die zwischen die Beiträge eingestreuten kürzeren Stücke stammen zumeist aus Briefen, in denen eine größere Anzahl von Freunden ihre Gedanken zu dem geplanten (oder dem im Manuskript schon vorliegenden) Buch äußerten. Einige wenige Stellen sind aus anderen Büchern übernommen; so stammen die beiden Worte auf S.61 von Rudolf Koch und von Hermann Oeser, das Gebet auf S.35 von Benjamin Schmolck.

LeerMöchte es sich also nicht als ein Schaden, sondern als ein Gewinn erweisen, daß der lateinische Rat, ein Erzeugnis unseres Geistes solle bis ins 9. Jahr zurückgehalten werden, an diesem Buch, wenn auch nicht ganz freiwillig, beachtet und erfüllt worden ist.

Der Herausgeber

Das Gottesjahr 1951, S. 5-6
© Johannes Stauda-Verlag zu Kassel (1951)

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-12-02
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