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Lamm Gottes

Das Lamm Gottes ist im Alten Bund das Opfertier beim Passahfest und beim Versöhnungsfest der „Sündenbock”, der, beladen mit der Schuld des ganzen Volkes, in die Wüste geschickt wird (3. Mose 16, 21). Jesaja deutete diese Bräuche als Verheißung eines geheimnisvollen „Knechtes Gottes”, der Not und Schuld seines Volkes auf sich nähme und sein Leben zum Schuldopfer gäbe. Johannes der Täufer bezeugte die Erfüllung dieser Verheißung in der Gestalt Jesu von Nazareth: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.” Darum singen wir, so oft wir im heiligen Mahle des Todes Christi gedenken, das „Christe,Du Lamm Gottes” („Agnus Dei”).

Wenn viele das Wort von der Lammsgeduld und vom Opferlamm nur als Spottwort kennen, dann übersehen sie, daß das Bild des Gotteslamms in der christlichen Kunst (gemäß Offenb. 5, 12) durch die Jahrhunderte zugleich das vollgültige Bild des himmlischen Siegers mit der Osterfahne war. Das Bekenntnis zu Christus als dem Gotteslamm ist verwurzelt in der Prophetie, entfaltet im Neuen Testament und im Gottesdienst der christlichen Kirche. Es ist das Bekenntnis zu dem, der durch sein Opfer das Geheimnis der Welt entsiegelt und der durch Leiden zur Vollendung führt. (Ob in dem Bild des Lammes auch uralte astrologische Vorstellungen - das griech. Wort bezeichnet eigentlich den Widder - wirksam sind, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen, ist auch für den christlichen Gebrauch dieses Bildes nicht wesentlich.)

Das Gottesjahr 1941, S. 75
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-02-04
 

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