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von Wilhelm Stählin |
Was meinen wir damit, daß wir die Bibel die „Heilige Schrift” nennen? Wollen wir ihr damit nur einen besonders ehrenvollen und feierlichen Namen verleihen oder wollen wir damit etwas ausdrücken, was zu ihrem Wesen gehört? Ist der Name „Heilige Schrift” ein Prunkmantel, der durch seinen Goldglanz die wahre und eigentliche Gestalt der Bibel verhüllt, oder ist es ein Name, der wie jeder echte Name ein Ausdruck des Wesens und ein Schlüssel zu seinem Verständnis ist? Woran denken wir, wenn wir von der Heiligen Schrift reden? Ich sehe vor mir die Bibel auf dem Arbeitstisch des Pfarrers. Kein Prachtband, kein Schmuckstück, sondern ein zerlesenes Buch, das an seinem Äußeren und Inneren die Spuren immerwährenden Gebrauchs zeigt, sozusagen voll der Narben von vielen, vielen Stunden heißen Ringens und immer neuer Besinnung. Ich sehe vor mir das kleine, schmale Bändchen, das auf den Reisen vieler Jahre im Koffer und in der Rocktasche seinen Besitzer begleitet hat, den Gefährten einsamer Wanderungen, das Band der innersten Heimat in Jahren der Fremde, voll von Strichen und anderen Zeichen, die das starke Erleben einzelner Stunden der Erinnerung nahe bringen wollen. Ich sehe die Familienbibel, aus der der Hausvater am Heiligen Abend das Weihnachtsevangelium liest und auf deren leere Blätter Geschlecht um Geschlecht Geburt und Tod, Freude und Leid, Anfang, Mitte und Ende aufgezeichnet hat derer, die da kamen und gingen. Das alles sehe ich und spüre darin, daß es die heilige Schrift ist und sein muß, die so mit dem Leben der Menschen verbunden ist. Aber vor allem sehe ich doch die Bibel auf den Altar der Kirche liegen, aufgeschlagen zum Gottesdienst, bereit ihren Mund aufzutun durch den Mund eines Menschen. Sie hat in der evangelischen Kirche da ihren Platz, wo im architektonischen Orientierungspunkt des kirchlichen Raumes das Kreuz aufragt. Unter dem Kreuz, das mit magischer Gewalt die Versammelten auf sich hin ausrichtet, liegt die Bibel. Sie ist nicht, wie das Sanktissimum der römischen Messe, in einem kostbaren Sakramentsschrein bewahrt und verschlossen; sie ist kein heiliger Gegenstand, den wir mit bloßen Händen nicht berühren dürften und im verschlossenen Schrein vor unheiligem Blick und unheiligem Gebrauch schützen müßten. Sie ist ein menschliches Buch. Menschenhände haben es geschrieben, Menschenhände und von Menschen erfundene Maschinen haben Druck und Einband gestaltet; aber in diesem Buch, das seine menschlichen Hintergründe nicht verleugnet, wartet die Stimme des lebendigen Gottes. Dort liegt das Buch und ist an diesem Orte ganz das, was es entscheidend und vor allem ist: Das Buch der Kirche. Die Kirche wäre nicht ohne dieses Buch und sie will nicht sein ohne dieses Buch. Man kann daran erinnern, daß es Kirche gab, ehe es die Bibel, zum mindesten ehe es ein Neues Testament gab. Als der Geist ausgegossen wurde am Pfingstfest, bedurfte es keines Buches, um Menschenherzen umzuwenden. Ja; aber mit eben dieser Geschichte ist die Kirche alle Zeiten verbunden durch dieses Buch. Dies Buch legt die Kirche auf ihren Altar. Unter die Vollmacht dieses Buches stellt sie ihre Predigt und bekennt damit, daß sie sich gebunden weiß und sich immer von neuem binden will an die Geschichte, aus der die Bibel erwachsen ist. Nur weil Gott geredet hat zu den Vätern durch die Propheten und in der Fülle der Zeiten durch den Sohn, nur darum wagt es die Kirche ihren Mund aufzutun in der Hoffnung und in dem Glauben, daß durch ihr menschliches Wort Gott auch zu dem gegenwärtigen Geschlechte rede. Nur deswegen, weil es Apostel gegeben hat, die der Herr selbst ausgesandt hat, das Evangelium zu verkünden, gibt es eine apostolische Kirche und ihre Predigt. ber nicht minder bedarf die Bibel der Kirche. Die Kirche ist der lebendige Strom, der das Wasser des Ursprungs zu den Lebensräumen der Zeiten und der Menschen bringt. Dieses Buch wartet; das Buch der Kirche wartet auf die Kirche. Es wartet auf die eigentliche und gegenwärtige Kirche, das ist die Versammlung der Menschen, die bereit sind das Wort zu hören. Es wartet immer wieder auf den Einen, der sich an dieses Buch hinopfert, um es recht zu lesen, es so zu lesen, daß es gehört werden kann. Denn es ist, wie oft gesagt worden ist, eigentlich und vor allem nicht ein Lese-Buch, sondern ein Höre-Buch. Auch in dem ganz äußerlichen Sinn, daß es da eigentlich zu reden anfängt, wo es wirklich reden darf, wo es laut gelesen wird und in dem lebendigen Klang der Stimme gehört werden kann. Die deutsche Sprachgestalt in Sonderheit, die Luther der Bibel gegeben hat, war und ist für das laute Lesen bestimmt. Die Überlegung und Sorgfalt, die Luther an seine Bibelübersetzung gewandt hat, war vielfach ganz bewußt auf den Klang der Worte, auf den Rhythmus und die Sprachmelodie der Sätze gerichtet. Die Satzzeichen in den alten Bibeldrucken wie schon im Neuen Testament vom September 1522 waren nicht „Interpunktionen”, die nach den Kunstregeln einer logischen Grammatik gesetzt waren, sondern es waren Lesezeichen, die zu einem verständigen und sinnvoll gegliederten Lesen Hilfe tun sollten. Ja wir meinen, es sollte noch viel mehr Sorgfalt, auch in der Ausbildung der Pfarrer, darauf verwendet werden, daß die Bibel recht und gut gelesen werde; und dies „recht und gut” meint nicht die Eitelkeit kunstvoller Deklamation, sondern die Hingabe an das Wort, die Haltung des Opfers, die Besinnung und Meditation, die vor allem selbst hören will, um das Gehörte und Vernommene sagen zu können. Hier wird erst völlig offenbar, warum die Bibel nicht in einem kostbaren Schrein aufbewahrt werden darf. Sie ist kein sakraler Gegenstand, der für sich etwas wäre, sondern sie wird das, was sie werden soll, erst durch den Mund der Kirche. Luther hatte noch ein lebendige Verständnis dafür, daß das „Wort Gottes” - wie schon dieser Ausdruck selbst anzeigt - eigentlich nicht ein Buchstabe, eine Schrift, sondern ein „mündliches Geschrei” sei. Darum bedarf das Heilige Buch der lebendigen Kirche und es will in der Predigt „mündlich mit lebendiger Stimme das hervorbringen in die Sprache und ins Gehör, das zuvor in Buchstaben und heimlichen Gesicht verborgen ist”. Die „Heilige Schrift” und das heilige Wort der Kirche gehören zusammen. Gewiß: Es gibt einen naiven Gebrauch des Bibel, der nach zeitlichen Abständen nicht fragt, der das einzelne Wort, daß ihm hier begegnet, in einer naiven Gegenwärtigkeit vernimmt und unbedenklich auf den eigenen Lebensraum bezieht. Ja wir alle gebrauchen Psalmgebete wie den 23. oder den 90. Psalm, prophetische Schauungen wie das Bild von dem leidenden Gottesknecht, Gleichnisse Jesu oder Stücke apostolischer Predigt wie das Hohe Lied der Liebe mit einer unbekümmerten Selbstverständlichkeit ohne erst lang nach einem historischen Sinn und einem literarischen Zusammenhang zu fragen. Aber diese naive Gleichzeitigkeit ist einer kritischen Besinnung nicht mehr möglich. Wir können nicht mehr zurück hinter die Zeit einer geschichtlichen Betrachtung der Bibel, wie sie Luther selbst ernstlich gefordert, aber erst das 19. Jahrhundert sehr entschieden geübt hat. Diese geschichtliche Betrachtung untersucht die Sprachgestalt, untersucht die Denkformen, untersucht das erste Auftauchen und die Entfaltung bestimmter religiöser Vorstellungen. Sie stellt das Wort der Bibel in seinen zeitgeschichtlichen Zusammenhang, auch in den Zusammenhang der Religionsgeschichte. Dabei wird manche naiv erbauliche Betrachtung zerstört und es rücken uns die Bücher der Bibel, im Ganzen und im Einzelnen, indem sie historisch werden, zugleich in eine unheimliche Ferne. Wie viel geschichtliche Überlieferung ist uns fragwürdig; wie viele Bücher sind uns in ihrem Ursprung und in ihrer Gestalt dunkel und problematisch geworden; an wie vielen Stellen verwehrt uns diese historische Kritik das vertraute Verständnis und den gewohnten Gebrauch! Besonders die Arbeit der sogenannten Bibelkritik - das Wort ist ungeschickt - hat hier eine naive Unmittelbarkeit zerstört und hat die Heilige Schrift mit scheinbar sehr profanen Händen auf ihre historischen Ursprünge und ihren ursprünglichen Sinn durchforscht. Wir können uns nicht damit trösten, daß die theologische Entwicklung im Einzelnen sehr viel mehr Zutrauen zu der Tradition gewonnen hat und daß manches grundstürzende und scheinbar völlig gesicherte Ergebnis der Wissenschaft sich als vorgefaßte Meinung und als Irrtum erwiesen hat. Im Ganzen ist es eben doch so, daß diese ganze Betrachtung uns die Bibel zunächst ferner rückt und, soviel sie zur Aufhellung dunkler Stellen beiträgt, doch noch tiefer uns daran verzweifeln läßt, jemals wirklich zu wissen, was ursprünglich und eigentlich hier gemeint war. Das alles ist uns ja heute selbstverständlich geworden. Aber noch einmal: Wir machen ernst damit, daß Gott in der Geschichte geredet hat; und das heißt doch zugleich, daß diese Geschichte uns etwas angeht, daß wir uns von dieser Geschichte treffen und in ihre innere Bewegung hineinziehen lassen. Darum fordert die Heilige Schrift als das Buch der Geschichte ein betrachtendes, sich hingebendes Lesen. Wir bezeichnen das, was hier gemeint ist, mit dem Wort „Meditation”. Es ist ein Lesen, bei dem wir nicht mehr über oder neben den Dingen stehen, sondern uns an die Sache verlieren und, daß ich so sage, die innere Bewegung, von der die Worte stammeln, in uns selber vollziehen. Für den kritischen Verstand ist und bleibt die Bibel das fremdartige Buch aus einer vergangenen Welt. Für die Meditation wird das Buch und jene Vergangenheit selbst eine Brücke zu dem lebendigen Geschehen. Hier wandelt sich der historische Abstand zu einer erschütternden Gleichzeitigkeit. Wir vergessen, daß Abraham ein Nomadenhäuptling vor 4000 Jahren, daß Josua oder Gideon streitbare Recken aus der Heldenzeit eines Volkes, daß Jesaja, der Deuter der göttlichen Majestät in einer ganz bestimmten geschichtlichen Situation gewesen ist; wir vergessen selbst, daß der Apostel Paulus nur auf dem Hintergrund der hellenistischen Umwelt des ersten Jahrhunderts zu „verstehen” ist. Wir vergessen das alles, obschon wir es wissen und nicht vergessen, weil der Mensch schlechthin, der in die Hände des lebendigen Gottes gefallen und sein Werkzeug geworden ist, vor uns steht und uns ergreift. Wir gehen mit Abraham aus unserem Vaterland und unserer Freundschaft; wir nehmen teil an Jakobs nächtlichem Kampf; wir ziehen mit Israel durch die Wüste; wir werden streitbar mit Debora und Simson; wir stehen und danken mit dem Psalmisten; wir lassen uns mit Jesu Jüngern aussenden und lassen uns strafen, trösten und ermuntern mit den Gemeinden des Apostels; wir flehen mit dem Seher der Offenbarung in die Zukunft hinein: „Komm, Herr Jesu!” In der Tat, die Kirche, die dies Buch auf ihre Altäre legt, legt es zugleich in meine Hand. Die Kirche stellt mich unter die Wolke der Zeugen, die aus diesem geschriebenen Wort Verbindung mit dem lebendigen Gott und seinem Christus gewonnen haben. Darum wage ich es, mich an dieses Wort hinzuopfern, um aus ihm das Leben zu empfangen. Gewiß, diese Meditation muß geübt werden, und sie ist für den historisch und theologisch gebildeten Menschen, dem fortwährend so viel Historisches, Gedankliches, Kritisches einfällt, schwerer als für alle anderen Menschen. Aber würden wir diesen Versuch machen, wenn uns nicht dazu „bewegte das Ansehen der ganzen Christenheit”? Weil in der Kirche die Ströme des Geistes um uns rauschen und unser Leben in ihre Bewegung hineinziehen, darum will ich aus den Quellen trinken. Theologisch gesprochen: Es ist ein Irrtum, wenn die reformatorische Theologie - unter der Wirkung der klassischen Studien, die der Humanismus betrieb - meinte, es könnte ein Verhältnis zur Schrift geben abgesehen von der Tradition der Kirche. Ein Verhältnis zur Bibel abgesehen von der Kirche ist entweder subjektive Willkür erbaulicher Einfälle oder - und zumeist - profane historische und kritische Forschung. Die heilige Schrift bedarf der Kirche; um der Kirche willen und in der Kirche haben wir eine Heilige Schrift. Noch in einem letzten und tiefsten Sinn gehören Heiligen Schrift und Kirche zusammen. Die Bibel ist äußerlich angesehen eine Sammlung von Büchern und zwar von sehr verschiedenartigen Büchern. Sie sind literarisch verschieden. Unsere Bibeldrucke, die die ganze Bibel wie ein Lehrbuch behandeln, lassen viel zu wenig erkennen, daß geschichtliche Berichte, Lieder, dramatische Gespräche, Spruchsammlungen, Evangelien, Briefe und Hymnen auch äußerlich ganz verschiedene Gestalt tragen. Warum drucken wir die Bibel nicht endlich so, wie es dem Formgesetz der einzelnen Bücher entspricht? Aber das ist ja nur das Äußerliche. Hinter dieser literarischen Verschiedenheit tut sich auf eine unerhörte Buntheit und Fülle der Geschichten und der Gedanken. Verschieden hat Gott zu den Menschen geredet und mit ihnen gehandelt. Mit verschiedenen Gedanken und mit sehr verschiedenen Worten sind die Menschen vor ihren Gott getreten. Es ist nicht einmal möglich, diese Mannigfaltigkeit in eine Entwicklung aufzulösen, die von „primitiven” zu immer höheren und reineren Formen der Frömmigkeit emporsteigt. Wie ferne liegt heute die Zeit hinter uns, die in solchem Entwicklungs- und Aufstiegswahn schwelgte! Jedenfalls aber gilt, daß kein einzelner Mensch diese Fülle auszuschöpfen vermag. Gewiß, es hat viele Menschen gegeben und es gibt deren vielleicht auch heute nicht ganz wenige, die die ganze Bibel mehrfach und immer wieder gelesen haben und die in der ganzen Bibel wirklich heimisch waren. Aber der einzelne Mensch wird in der Bibel immer seine Lieblingsbücher haben, zu denen er immer wieder zurückkehrt. Niemand soll das verwehrt oder verargt werden. Ja, ich wollte, wir hätten wirklich alle unsere Lieblingsbücher in der Bibel, in denen wir ganz und gar leben, unsere Lieblingsworte, über die wir wieder und wieder meditieren. Aber es widerfährt dem Einzelnen dann doch allzuleicht, daß er von diesen seinen Lieblingsgedanken aus - und mögen es biblische Gedanken sein - das Ganze der Bibel zu deuten unternimmt, und daß er das Andere, das Fremdartige, weil es sich nicht leicht damit zusammenreimen läßt, beiseite läßt oder durch Umdeutung angleicht. Wer hätte in seiner Seele Raum, das alles zu hören, was die Bibel sagt, und in seiner Seele zu einen, was doch Einheit nur ist in Gott, dem Herrn? Darum bedarf die Heilige Schrift der Kirche. Die Kirche reißt den Einzelnen aus seiner Isolierung heraus und macht ihn zum Glied eines Leibes. Darum überwindet sie auch die notwendige Einseitigkeit, mit der der einzelne Christ die Bibel gebraucht und versteht und bringt das Ganze der Schrift zu Ehren. Eines von dem, was uns das Kirchenjahr so wichtig und lieb macht, ist dies, daß es uns im Kreislauf der Feste und der Zeiten durch die Mannigfaltigkeit der Offenbarung geleitet. So, wie für den Pfarrer die Ordnung des Jahres ein heilsamer Zwang ist, an verborgenen und entlegenen Stellen der Schrift zu forschen, so fügt die Kirche die Erfahrung, die die Einzelnen an der Schrift gemacht haben, zusammen zu dem heiligen Wechselspiel gegenseitigen Dienstes. Darüber hat Schleiermacher in der 4. seiner Reden über die Religion Unvergeßliches gesagt. „Die Kirche” ist ja nicht nur das jeweils lebende Geschlecht der Gläubigen, sondern sie ist zugleich der Lebenszusammenhang, der durch die Jahrhunderte geht. Und keine Zeit, auch keine Zeit der Kirche, hat die ganze Heilige Schrift. Die Heilige Schrift bedarf der Kirche, die durch die Jahrhunderte geht, und nur in der Fülle der Zeiten kann sie alles sagen, das in ihr wartet. Aber auch dies ist nicht etwa eine aufweisbare Stufenfolge, sondern es ist ein ständiges Ineinander und Widereinander. Die einzelnen „Zeiten der Kirche” haben in verschiedenen „Kirchen” ihre geschichtliche Gestalt gewonnen. Darum gehört es notwendig zum Wesen der Heiligen Schrift, daß Auge und Ohr der verschiedenen Kirchen in verschiedener Weise für die Heilige Schrift geöffnet ist. An dem Maßstab menschlicher Wahrheitserkentnis gemessen ist das eine Not und Anfechtung. Aber gerade darin wird offenbar, was im Sinne dieses Buches Wahrheit ist. Es ist das Reden und Handeln des verborgenen und unerforschlichen Gottes, das in menschlicher Geschichte erscheint. Diese Wahrheit ist keine Formel, die man haben kann, keine Lehre, die in dem Bau eines Systems dargestellt werden könnte. Es ist freilich auch nicht die „Dialektik” des Gedankens, die im Paradoxen schwelgt, um die Einheit zu gewinnen, sondern es ist die echte „Dialektik” der Sache, das wirkliche Geschehen von Gott her, das für unser menschliches Auge immer zugleich Widerspruch und Widerstreit ist. Widersprüche aufzulösen ist einer anderen Welt vorbehalten, in der wir Ihn schauen werden „wie Er ist”. Auf Erden aber ist die Heilige Schrift das Buch nicht einer Kirche, sondern das Buch der Kirche, die durch die Jahrtausende und über die Erdteile geht. Wenn die großen christlichen Kirchen Afrikas und Asiens, Indiens und Chinas, die heute erwachen, gelernt haben ihre eigene Sprache zu reden, wird dann nicht auch die Heilige Schrift eine neue Geschichte erleben? Wer kann groß und weit genug denken von der Heiligen Schrift als dem Buch der Kirche? Das Gottesjahr 1931, S. 23 - 31 © Bärenreiter-Verlag Kassel (1930) |
© Joachim Januschek Letzte Änderung: 12-10-14 |